Einmal Kind immer Kind?

Es ist schon seltsam, da strenge ich mich an, immer ein wenig von dem Kind in mir zu behalten, mich so begeistern können, das Wissen alles zu schaffen, auch ein bisschen das Kind was so gerne spielte zu bleiben, mir vom Leben als Erwachsene nicht meine Individualität nehmen zu lassen, die ich als Kind (rückblickend) hatte.

Doch das Ganze hat auch eine Kehrseite, wenn ich mit meiner Mutter telefoniere oder wir uns sehen, dann bin ich wieder Kind, d.h. ich fühle mich so. Meine Mutter (74) und ich fallen dann in längst vergangene Zeiten zurück, sie weist mich zurecht und ich fühle mich klein und versuche mich dann mit allen Mitteln zu rechtfertigen. Ich empfinde mich dann genauso hilflos wie als Kind.
Meine Mutter und ich lieben uns, obwohl wir in unserer Vergangenheit viele schwierige Zeiten hatten.


Seit ein paar Tagen ist sie im KH, nachdem sie zu Hause viel zu lange rumgetüddelt hat, und ihre Erkrankung sich darum auch verschlimmert hat, und nun doch auch (erinnerungstechnisch) die ersten, nicht mehr übersehenden Alterserscheinungen auftauchen.
In solchen Situationen kommt es dann häufiger als sonst vor, das wir uns wirklich auf Augenhöhe bewegen, also zwei erwachsene Frauen sind.

Seit der Pubertät wünsche ich mir, dass meine Mutter und ich, wie zwei, ganz normale Frauen umgehen können. Manchmal klappt es ja auch, das sind die Momente die immer sehr genieße.
Doch scheinbar nicht nur meine Mutter hat ein Problem damit, zu erkennen, dass ihre Tochter kein kleines Kind mehr ist, sondern mit 47 schon langsam auf die 50 zugeht und selber schon Oma sein könnte, sondern auch ich ertappe mich immer wieder mal dabei, dass ich meinen Töchtern gegenüber vergesse, dass ich in ihrem Alter schon 4jährige Töchter hatte und sie ebenfalls erwachsene Frauen sind.
Doch da ich nicht so eine Glucke wie meine Mutter bin, wird sich das bei mir auch in Zukunft hoffentlich in Grenzen halten.

Wie ist das bei euch? Ist das normal, oder sind wir nicht nur eine seltsame sondern eine sehr seltsame Familie?
Wurzeline (Gast) - 3. Feb, 14:36

Ich glaube schon, dass das in gewisser Weise normal, im Sinne von gängig, ist. Ich glaube aber auch, dass man sich aktiv davor schützen kann zu glucken, indem man sein Leben erfüllt lebt. Nicht nur um seine Kinder kreiselt, die Kinder erleben lässt, dass man auch ein Mensch mit Bedürfnissen ist. Indem man das verwirklicht, was man erreichen möchte und mit seinem Lebensmotiv so identisch wird, wie irgend möglich.

Denn sonst projiziert man das "was man gern getan/gehabt hätte, oder was man gern gewesen wäre" nur allzu leicht auf die Kinder und hindert diese so daran, ihrem eigenen Motiv zu folgen.

Liebe Grüße
Die Wurzeline

beate (Gast) - 3. Feb, 15:13

genauso

"Seit der Pubertät wünsche ich mir, dass meine Mutter und ich, wie zwei, ganz normale Frauen umgehen können. Manchmal klappt es ja auch, das sind die Momente die immer sehr genieße."

dito! kenn ich, ist bei uns auch so. manchmal zum aus der haut fahren und manchmal richtig gut. heute? zum aus der haut fahren:-)

beate

Steffi (Gast) - 3. Feb, 15:28

Meine Tochter (22) wohnt seit 4 Wochen wieder bei mir ...hmmm ... ich weiss noch nicht wie es mir damit geht. Manchmal bin ich Mutter, manchmal übernimmt sie (vermeintlich) die "Führung" für ihre tüddelige alte Mama (47) und selten sind wir auf Augenhöhe. Aber es wird, wir gewöhnen uns aneinander, nachdem wir 10 Jahre nicht miteinander gelebt haben. Und es gibt diese magischen Momente, wo ich sage: Ja, so stelle ich mir ein Miteinanderleben vor.

phoeni (Gast) - 3. Feb, 19:55

jupp...

... bei uns ist das auch so. meine ma ist zwar erst 55, also stellt sich noch keine "rollenumkehr" in dem sinne ein. aber ich die tendenz, leute zu bevormunden, von ihr übernommen habe, kann sich das auch ganz schnell ändern. ;) manchmal merke ich das schon, wenn ich mittlerweile z.b. mitbekomme, dass sie doch nicht so reflektiert ist, wie ich dachte. und ich merke es an meinem kleinen bruder, der zwar 10 jahre jünger ist, aber mit 22 durchaus erwachsen. ;D und den bevormunde ich auch immer mal wieder - erst letzte nacht wieder, im traum. ;)

und das zurückfallen in alte muster - klar. jedes mal, wenn ich meine eltern wieder besuche. ich komme ungefähr 2-3 mal im jahr hin, und es gibt eigentlich keinen besuch, wo es nicht tränen oder ein bisschen gegenseitiges angepampe gibt - auch wenn wir uns, wie ihr auch, sehr lieben.
und doch genieße ich es auch, zwischendurch mal wieder "das kind" zu sein. meine ma wird mit zunehmendem alter immer gluckiger, und da sie das früher nie war, ist das auch mal ganz schön. allerdings nur solange ich nicht dauerhaft dort leben muss... ;))) ach ja. mutter-tochter-beziehungen sind schon echt besonders. und wenn man die einzige tochter und/oder erstgeborene ist, dann noch mehr.

glg, phoeni

Bodecea - 5. Feb, 14:34

Hm... manchmal wäre es mir lieber, meine Mutter würde mich wie ein Kind behandeln, statt sich selbst immer mehr wie eines zu benehmen ;-)

Bodecea

Esmerelda - 6. Feb, 07:27

Das eine schließt das andere leider nicht aus.

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